Veranstaltung: Wald, Wolf, Tourismus
Für das Münstertal hat die Wald- und Weidewirtschaft eine große Bedeutung als Lebensgrundlage, Nebenerwerb oder für viele ist es inzwischen auch Hobby, ein paar Ziegen, oder Schafe für die Offenhaltung der Landschaft zu halten. Auch der Tourismus lebt hier von der offenen und vielfältigen Landschaft mit den weidenden Tieren. Seit geraumer Zeit ziehen für dieses sensible Gefüge aus ökologisch sehr wertvollen Naturräumen und ökonomischen Zwängen ernst zu nehmende Gefahren heran. Der Klimawandel setzt dem Wald wie auch der Weidewirtschaft gleichermaßen zu. Anhaltende Dürreperioden führen immer öfter zu schwerwiegenden Ernteausfällen, trockenen Tränkewasserstellen und teuren Anpassungsmaßnahmen. Bei einem Gespräch des FDP Bundestagsabgeordneten Dr. Christoph Hoffmann mit Vertretern der Weidegemeinschaft, der Forstverwaltung, dem Schwarzwaldverein und Tourismus wurde die Gefahr durch den Wolf als nicht tragbar bezeichnet.
„Vielfalt ist der beste Schutz für den Wald gegenüber Klimaveränderung und veränderten Marktbedingungen“, so MdB Dr. Christoph Hoffmann FDP. Überregulierungen und immer stärker einengende Rahmenbedingungen können dem notwendigen Veränderungsprozess nicht gerecht werden. Nur eine Vielzahl von Waldbewirtschaftern und Bewirtschaftungsstrategien können die Basis für einen nachhaltigen Naturraum Wald sein, denn keiner kann die Zukunft auf 100 Jahre voraussehen.
Sägewerksbesitzer Gutmann, Münstertal stellte seinen Betrieb vor. Er bekommt zurzeit viele geschädigte Tannen geliefert, die Fichte scheint regional besser durchzuhalten. „Holz ist wieder ein moderner Baustoff, allerdings wird die Baukonjunktur zurzeit regelrecht abgewürgt“, so Gutmann. Sein Markt als relativ kleines Sägewerk ist die Region, aus der er auch den Rohstoff Holz bezieht. Als kleines Sägewerk kann er auch auf spezielle Kundenwünsche eingehen. Mit seiner Photovoltaikanlage und der Hackschnitzelverwertung ist er bereits energieautark. Ein nicht unerheblicher Teil der Holzerntemenge sind nicht als Bauholz, oder Schnittholz tauglich. Diese müssen weiterhin als Energieholz nutzbar sein.
Über kontinuierlich steigende Holzvorräte im Schwarzwald berichtete Tobias Mathow, Forstbezirk Staufen. Doch der Klimawandel führt zu einem Strategiewandel im Forst. Es gelte, den Wald fit zu machen für die Zukunft. Ein notwendiger Baustein ist die nachhaltige Holznutzung. Stefan Lehmann von der Waldgenossenschaft des Landkreises betonte ebenfalls den ehernen Grundsatz der Nachhaltigkeit. Die Holzvorräte sind trotz der zahlreichen Katastrophenmeldungen über viele Jahrzehnte gestiegen. Allerdings wird sich die Holzwirtschaft an ein verändertes Angebot anpassen müssen. Dafür braucht es mehr Freiräume und weniger Regulierung. Weitere Flächenstilllegungen nützen weder dem Klima noch dem Artenreichtum.
Thomas Coch, Simon Wiesler und Stefan Wiesler stellten die Weidegemeinschaft Münstertal und deren Ziele vor. Gegründet 2020 als Reaktion auf die heranrückende Wolfspopulation sollte nicht nur angstgetrieben allein die Forderung nach einem Abschuss stehen. Die Weidetierhalter haben über die letzten Jahre viele Gespräche geführt und mit am Herdenschutzkonzept Baden-Württemberg gearbeitet. Die steilen, oft felsigen Weiden machen es immer wieder unmöglich, einen wie gefordert mindestens 120 cm hohen Zaun und die vorgeschriebenen Erdungsstäbe anzubringen. Zwar werde die Neuerrichtung eines wolfabweisenden Zauns gefördert, aber die sehr hohen Anforderungen für die Pflege sind im vorherrschenden unwegsamen Gelände nicht zu erbringen. Weiter stößt die Genehmigungspraxis im Landkreis auf Unverständnis, denn den vielen Hobbyweidetierhaltern werden im Landkreis die notwendigen Genehmigungen verweigert.
Der Präsident des Schwarzwaldvereins Meinrad Joos vertritt einen Naturschutzverband mit 60 000 Mitglieder. Joos zeigte größten Respekt für die Landwirte und deren Dienst für die Gesellschaft. Er wies auch ausdrücklich auf das Positionspapier des Vereins zur Nutzung des Waldes hin. Seine Forderungen im Bezug auf den Wolf sind: 1. Der Wolf muss ins Wildtiermanagementgesetz. 2. Der Erhalt der Weidewirtschaft hat Vorrang vor dem Schutz eines einzelnen Wolfes, wenn dieser nicht mit vertretbaren Mitteln gewährleistet werden kann und 3. Keine Verzäunung der Landschaft mit Hochspannung führenden hohen Zäunen
Weidewirtschaft auf den steilen unwegsamen Hängen des Schwarzwaldes verträgt sich nicht mit dem Wolf. Für den Erhalt müssen Weidezonen eingerichtet werden, so das Resümee der Experten, eines aufschlussreichen Nachmittags.